Daniel Müller

Bei einem lang zurückliegenden Gang in die örtliche Stadtbibliothek stellte Daniel Müller, 1974 in Halle/Saale geboren, erstaunt fest, dass es auch Reiseführer für Individualisten gibt. Die spontane Reaktion war: Das mache ich auch. Dieser Besuch hatte ungeahnte Konsequenzen. Seit nunmehr über 15 Jahren tourt er regelmäßig durch Asien, mit den Achsen Shanghai-Singapur und Mumbai-Manila als grobe Koordinaten und Thailand als »Basislager«. Er hat Politikwissenschaft und Neue Geschichte in Halle, Wien, Zürich und Kairo studiert und arbeitet als Südostasien-Verantwortlicher bei einem renommierten Wirtschaftsverband. Daniel Müller lebt und arbeitet in Berlin und Hamburg.
Bei CONBOOK erschienen
Interview
Vollständiger Name: Daniel Müller
Geboren: 1974 in Halle/Saale
Warum sind Sie Autor/in geworden?
Weil der Prozess des Schreibens als eine Art Meditationsübung mich innerlich beruhigt und die Zeit vergessen lässt. Der Schritt von der Idee im Kopf zum gelungenen Satz hat etwas sehr Befriedigendes.
Was empfinden Sie an Reisen als lohnenswert?
Einerseits das Reisen als solches, weil es dabei hilft, sich der fundamentalen Dinge im Leben bewusst zu werden (letztlich passt alles in einen Koffer). Andererseits ergibt sich aus dem Kontakt mit anderen Lebensweisen die Chance, Neues zu erproben. Und nicht zuletzt: Die Erkundung der verschiedenen Landesküchen ist eine schöne Lebensaufgabe.
Welcher ist für Sie der schönste Platz der Welt?
Kann ich so pauschal nicht sagen, aber von Bangkok bin ich auch nach etlichen Aufenthalten immer wieder aufs Neue fasziniert.
An welcher Expedition hätten Sie gerne teilgenommen oder würden Sie gerne teilnehmen?
Mit dem schottischen Entdeckungsreisenden Mungo Park zu den Quellen des Nigers. Mein Lieblingsautor T.C. Boyle hat diesem wahnwitzigen Vorhaben mit dem Buch Wassermusik ein köstliches literarisches Denkmal gesetzt. Kulturschock auf die wirklich harte Tour mit letztlich fatalem Ausgang. Dann doch lieber kalkulierbare Exkursionen mit gekühltem Bier, Wechselstuben und Internetanschluss.
Welches kulturelle Missverständnis nagt immer noch an Ihnen?
Das Klischee: dass die Menschen überall auf der Welt im Endeffekt doch die Annahmen der westlichen Logik teilen, was nicht so ist. Aus dieser Diskrepanz ergeben sich die hartnäckigsten Irritationen beim Umgang mit Zeit, Geld, anderen Menschen usw. Fernerhin, dass in asiatischen Bussen Klima- und Musikanlagen – sofern sie funktionieren – grundsätzlich auf das absolute Maximum eingestellt werden müssen, so als gäbe es da einen entsprechenden Erlass einer überirdischen Autorität.
Haben Sie eine Erkenntnis, die Sie loswerden möchten?
Bei Reisen: Keine allzu großen Pläne schmieden. Manchmal ist es das Beste, sich einfach treiben zu lassen und zu sehen, wo es einen hin verschlägt. Das Interessante findet man häufig abseits der sogenannten »Sehenswürdigkeiten«. Außerdem gilt: Keine Scheu vor fremden Kochtöpfen.
Wohin geht Ihre Reise in der Zukunft?
Sofern es technisch möglich sein sollte, in die Tiefsee. Denn was die Ozeanologen da in letzter Zeit an die Oberfläche gebracht haben, ist schlicht atemberaubend. Ein weitgehend unentdeckter Kosmos!