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2021: Das Jahr des Büffels in Japan

Ein Gastbeitrag von JAPANDIGEST

Der Büffel (oder auch Rind bzw. Ochse) ist das chinesische Tierkreiszeichen des Jahres 2021 und war daher in Japan auf vielen nengajō (Neujahrskarten) abgebildet sowie Teil der diesjährigen Neujahrsdekoration. Doch Halt – wieso hat man den Büffel in Japan schon im Januar gefeiert, wo das chinesische Jahr doch erst im Februar begonnen hat? Ein Gastbeitrag von Constanze Thede aus der JAPANDIGEST-Redaktion.

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Kalenderjahre

Machen wir hierzu einen kleinen geschichtlichen Exkurs: Bis zur Meiji-Restauration 1873 orientierte man sich in Japan an dem ursprünglich aus China stammenden Mondkalender, bei dem sich Beginn und Ende eines Monats nach dem Neumond richten. Da die Mondphasen nie exakt gleich lang sind, variiert die Monatslänge nach diesem Kalender zwischen 29 und 30 Tagen und ein Jahr dauert somit nur ca. 254 Tage statt 365. Damit sich trotzdem 12 Monate ergeben, wird ein sogenannter Schaltmonat dazwischengeschaltet, also ein vorhandener Monat einfach verdoppelt. Dennoch stimmen die 12 Monate nie ganz mit dem westlichen Kalender überein, daher begann das Jahr des Büffels in China am 12. Februar 2021. Obwohl auch in China inzwischen der gregorianische Kalender verwendet wird, werden besondere Feiertage wie das neue Jahr nach dem Mondkalender berechnet. In Japan dagegen orientiert man sich auch bei den Tierkreiszeichen heute am westlichen Kalender. Der Büffel hatte dort also schon am 1. Januar seinen großen Auftritt.

Der Metall-Büffel

Im chinesischen Tierkreiszeichenkalender steht der Büffel an zweiter Stelle von zwölf Zeichen. Es heißt, dass der Gott der Tiere einst alle Tiere aufrief, sich bei ihm zum Neujahrsgruß zu versammeln. Die ersten zwölf Tiere sollten fortan je einem Jahr zugeordnet werden und die Menschen vor Unheil bewahren. So machte sich der Büffel als erster auf den Weg. Die schlaue Ratte aber ritt heimlich auf seinem Rücken und als sich das Göttertor öffnete, sprang sie noch vor dem Büffel als erste hinein. Danach folgten Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Schaf (bzw. Ziege), Affe, Hahn und Hund sowie zuletzt das Schwein.

Nach der chinesischen Kosmologie wird außerdem jedes Zeichen aus dem Tierkreis mit einem der fünf Elemente (Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser) kombiniert. 2021 ist das Jahr des Metall-Büffels. Das Element Metall wird mit kühlem Realismus, Verlässlichkeit und Robustheit in Verbindung gebracht.

Die Yin-Seite des Metall-Elementes

Basierend auf dem Konzept von Yin und Yang geht man davon aus, dass jedes der Elemente außerdem einen Yin- und einen Yang-Anteil hat, woraus sich wiederum zehn Elemente ergeben. 2021 wird daher auch mit dem an achter Stelle der zehn Elemente stehenden Zeichen shin (辛) in Verbindung gebracht, das den Yin-Anteil des Metall-Elementes ausmacht. Im Japanischen wird es kanoto ausgesprochen und steht für »Bitterkeit und Schmerz«. Die Yin-Seite des Metall-Elementes deutet auf einen von Sorgen und Kummer begleiteten Niedergang und ein schmerzvolles Ende hin.

Bevor Sie jetzt zurückschrecken und sich 2021 als furchtbares Jahr ausmalen, können wir Sie aber beruhigen: Das Schriftzeichen für das Tierkreiszeichen Büffel (丑) wird traditionell mit einem Samenkorn assoziiert, dass dabei ist, aus seiner Schale herauszubrechen. Dies steht gleichzeitig für einen Wendepunkt. Der Büffel symbolisiert Durchhaltevermögen, Fleiß und Aufrichtigkeit. Zusammen ergibt sich daraus, dass wir im Jahr 2021 mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen haben werden, die wir jedoch mit Fleiß und Zähigkeit überwinden können. Je größer der Schmerz, desto stärker wächst auch die Hoffnung. 2021 ist ein Jahr, das von diesen Widersprüchen gekennzeichnet ist.

Büffelsymbolik in Japan

Eine wichtige Persönlichkeit, die in Japan mit dem Jahr des Büffels (bzw. Ochsen) in Verbindung gebracht wird, ist übrigens der Gelehrte Sugawara no Michizane, der zur Heian-Zeit (794-1192) lebte, und um den sich posthum allerlei Legenden ranken. Es heißt, als sein Leichnam transportiert wurde, blieb der den Karren ziehende Ochse am heutigen Dazaifu Tenman-gū (Shintō-Schrein auf der Insel Kyūshū) plötzlich stehen und verweigerten den Dienst. Daher wurde der heute als Gott verehrte Sugawara dort begraben und dem Ochsen widmete man im Schrein eine Bronze-Statue. Da Sugawara außerdem im Jahr des Büffels geboren sein soll, kommt diesem Vorfall noch einmal eine tiefere Bedeutung zu.

Kehren wir in die Gegenwart zurück: So ist die 1997 geborene Tennisspielerin Ōsaka Naomi wohl eine der prominentesten, in einem Büffel-Jahr geborenen Japanerinnen. Unter diesem Tierkreiszeichen zur Welt gekommenen Menschen wird nachgesagt, dass sie einen Hang zum Starrsinn und zu übertriebenem Stolz haben. Außerdem sind sie Gewohnheitstiere, denen Stabilität sehr wichtig ist und können dafür auch hart arbeiten. Falls Sie in einem der Büffel-Jahre 2009, 1985, 1973, 1961, 1949 oder 1937 geboren wurden, gehören auch Sie zu den sympathischen Dickköpfen.

Süßer Jahreswechsel

Da Japan in Sachen Niedlichkeit nicht zu überbieten ist, war der Wechsel des Tierkreiszeichens wie jedes Jahr auch Anlass für viele süße Kreationen in Büffel- oder Kuhgestalt. Neben den Neujahrskarten werden gern Figuren in Form des jeweiligen Tieres aufgestellt, wie auf obigem Bild zu sehen ist. Außerdem gab es zum Thema passende, limitierte Delikatessen wie beispielsweise Cupcakes in Kuhform oder Biskuitrollen mit Kuhflecken – der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt. Am besten nehmen wir uns hieran ein Beispiel und betrachten den Ausblick auf 2021 mit einem Augenzwinkern, ohne uns von schlechten Voraussagen einschüchtern zu lassen.


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