Making-Of »USA 151«
Kai Blum und Petrina Engelke leben in den USA. Doch sie trennten mehr als tausend Kilometer, als sie gemeinsam USA 151 schrieben.
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Angehörige der schreibenden Zunft kokettieren zuweilen damit, wie einsam diese Arbeit ist. Als ob erst jemand das vierhändige Tippen mit angeschlossener Gehirn-Gleichschaltung erfinden müsste, damit das auch zu zweit geht. Darüber haben wir zum Glück nicht nachgedacht, als Kai Ende April 2019 kurz davor stand, einen Vertrag über sein achtes Buch zu unterschreiben. Längst war er als Autor für das USA-Buch der 151er-Reihe auserkoren. Dass wir es zusammen geschrieben haben, war seine Idee: »Ich denke, es würde viel Spaß machen, wenn wir das zusammen anpacken«, schrieb er.

Denn wir sind quasi Brieffreunde. Getroffen haben wir uns nur ein einziges Mal im Leben, zum Lunch in Chicago. Da wohnt Kai, der aus Rostock stammt. Petrina kommt aus dem Ruhrgebiet und wohnt in New York.
Seit Jahr und Tag quetschen wir uns auf der Jagd nach Storys in Großstadt-Bahnen, verirren uns in Mais-Labyrinthen oder frieren uns die Finger blau, weil wir ja unbedingt Eisschollen fotografieren mussten. Wir plauschen mit Nachbarn, die im Wolkenkratzerbau arbeiten, kellnern oder Daten analysieren und interviewen Leute, die Start-ups gegründet haben oder Wandergruppen durch Canyons führen oder Punkrock machen. Und zwar jeder für sich.
Auch unsere Gedanken fließen offenbar in verschiedene Richtungen. Jedenfalls hatten wir sehr unterschiedliche Ideen, worüber wir in USA 151 schreiben würden: Wir fanden kaum Doppelungen, als wir unsere Themenideen verglichen.
»Hätten wir allein vor uns hingeschrieben, hätte mehr gefehlt als die Hälfte der Kapitelideen.«
Mit Online-Listen und monatlichen Fristen haben wir uns organisiert – und uns in den Kopf gesetzt: Statt um »dein« und »mein« soll es um die beste Idee, den bestmöglichen Text gehen. Für besseres Bildmaterial sind wir sogar so weit gegangen, noch mal zur cider mill zu fahren und uns den Bauch mit gewürztem Apfelsaft und Donuts vollzuschlagen.
Die Aufgabe, mit mehr als tausend Kilometern zwischen uns zu zweit diesen Berg an Kapiteln abzutragen – 151, hatten wir das schon erwähnt? – hat uns zusammengerückt. Erst einmal im eigenen Fundus an Geschichten kramen, nachrecherchieren und schreiben, aber dann mindestens einmal im Monat Ergebnisse hochladen, Feedback kriegen und geben, das war für uns beide eine ganz neue Art, ein Buch wachsen zu sehen. Hätten wir allein vor uns hingeschrieben, hätte mehr gefehlt als die Hälfte der Kapitelideen.
Vielleicht liegt es daran, dass wir hier leben, also von euch aus gesehen im Ausland. Das Lektorat sitzt in Deutschland, und so akribisch es auch mit uns arbeitet: Es ist etwas Anderes, mit jemandem an einem Buch zu feilen, der viele der alltäglichen Erfahrungen teilt, auf denen es beruht. Der beispielsweise das Thanksgiving-Dinner oder den Pledge of Allegiance nicht nur aus dem Fernsehen kennt und Diner oder Waffenläden nicht nur aus dem Urlaub.

Vieles sehen wir unterschiedlich. Aber diesen schwer zu fassenden Gefühlcocktail gegenüber dem, worüber wir da schreiben, die USA, ihre Gesellschaft, die so unterschiedlichen Lebensstile und Menschen hier, den kennen wir beide. Und das hilft immens dabei, sich gegenseitig etwaige Knackpunkte aus den Texten hinauszukomplimentieren. Das – und Abstand. Sagen wir es mal so: Hätten wir die Chance gehabt, gemeinsam noch mal am Ort über Flugzeugfriedhöfe, Wüsten und Nationalparks zu recherchieren, dann wären wir möglicherweise heute noch unterwegs.

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Sie wollen alle 151 Momentaufnahmen entdecken? Hier geht es zu USA 151 und hier zu einem Blick ins Buch.
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Die Autorin
Petrina Engelke
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