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»Für die CONBOOK-Zukunft war die Kooperation mit MairDumont die absolut richtige Entscheidung.«

Können Sie uns ein wenig über die Verlagsvergangenheit erzählen – und wie die aktuelle Situation ist?

Walter: Die Geschichte ist gar nicht so einfach zusammenzufassen – dafür durchaus ein wenig romantisch. Bevor es den Verlag gab, machten meine Eltern, mein Bruder und ich eine Kanada-Reise. Exakt vor 20 Jahren, im September 1998. Geplant war eine »Abschiedsreise der Familie«, da ich, der jüngere Bruder, als Letzter kurz vor dem Auszug stand. Das Kanada-Virus erfasste uns schnell und nachhaltig. In den Folgejahren brachten wir unsere Reiseroute durch den kanadischen Westen in eine Produktform. Da die Familie in ihrer Interessenslage sehr IT-nah war, kam dabei etwas durchaus Innovatives heraus: ein Multimedia- Reiseführer. Dieser fand jedoch nicht oft den Weg aus unserem Schrank. Es gab keine betriebliche Infrastruktur ... gar nichts. Nichtsdestotrotz gingen wir der neu entdeckten Leidenschaft in unserer Freizeit weiter nach und entwickelten die Idee eines Routenreiseführers. Daraus entstand schließlich das erste Buch: Nationalparkroute Kanada, mittlerweile bereits in der achten Auflage erhältlich.

Es gab aber immer noch keinen Verlag. Mein Vater war damals hauptberuflich als IT- Unternehmensberater tätig und suchte zehn Jahre nach der Kanada-Reise eine Nachfolge für das Beratungsgeschäft. Alle in der Familie winkten ab, nur ich hatte eine Idee, was man mit der existierenden GmbH anstellen könnte. Aus einem mir heute nicht mehr ganz so ersichtlichen Grund – (lacht) – habe ich damals dem spontanen Impuls nachgegeben, das Reiseführer-Hobby zum Beruf zu machen. Ich schrieb einen Businessplan, die Banken gaben mir eine Anschubfinanzierung und ich schmiss meinen alten Beruf hin. Ende 2007 hob ich damit den CONBOOK Verlag als zweite Säule neben dem Beratungsgeschäft aus der Taufe. Ich war damals in der Werbung tätig, musste also erst einmal lernen, wie ein Verlag überhaupt funktioniert, die Branche tickt. Was ist eine Auslieferung, was ein Barsortiment ... es folgte zwangsläufig eine sehr intensive Lernphase.

Kanada stand thematisch im Zentrum?

Walter: Ich merkte schnell, dass Potenzial besteht, es mit Kanada alleine aber nicht reichen würde. Das Thema Reise, insbesondere fremde Kulturen, interessierte mich persönlich sehr. Dieses Thema wurde damit von Anfang an unsere Programmleitlinie. Rückblickend erstaunlich schnell standen Logistik und Vertrieb inklusive Vertreterteam – und ich erarbeitete mir Themen und Autoren, wollte schnell eine merkbare Präsenz erreichen. Zum Frühjahr 2009 erschien dann unser erstes richtiges Programm mit 14 Titeln.

Was war der erste Meilenstein?

Walter: Wir haben die Idee der Fettnäpfchenführer geboren. Und sie schlug ein! Aus einem Pilot-Buch wurde 2010 die Reihe ins Leben gerufen. Wir präsentierten damit eine Buchreihe, die sich auf vergnügliche Art dem Minenfeld der kulturellen Eigenheiten widmet. Das verhalf uns, in den Folgejahren in den Quantitätsmodus zu schalten. Wir investierten in viele Autoren und viele Titel und der Buchhandel investierte Vertrauen in uns. Ohne dieses wäre es nicht gegangen.

Wie definieren Sie selbst die Besonderheit von CONBOOK?

Walter: Sich besonders zu beschreiben, klingt immer vermessen. Das, was wir programmatisch als unsere Maxime sehen, ist, dass wir vor allem eine moderne Form von Reiseliteratur verlegen möchten, gerne ausgerichtet auf ein jüngeres Publikum. Wir versuchen, alles, was wir verlegen, auf seine Zugänglichkeit zu überprüfen – ganz besonders im Bereich des interkulturellen Sachbuchs. Da wollen wir immer Konzepte haben, die Spaß machen, die dabei helfen, die Kulturbarrieren abzubauen. Informationsüberladung ist dabei nicht zuträglich. Modernes Auftreten, breite Themen – für junge Menschen. Das ist, was wir machen wollen und was wir in den letzten Jahren auf vielfältige Weise probiert haben. Die Arbeit mit Debütanten ist uns dabei sehr wichtig. In der Regel machen wir kein Lizenzprogramm, sondern Eigenproduktionen – fast nur Originalausgaben. Zeitgeist spiegeln auch unsere Cover wider. Gerade bei den jungen Lesern ist die Konkurrenz durch andere Mediennutzung am stärksten, darum ist es besonders wichtig, sie passend anzusprechen.

War das auch der Grund für Ihr großes Vorhaben zum Jahresstart 2019?

Walter: Ja, mit Sicherheit. Der Relaunch der Fettnäpfchenführer, den Sie ansprechen, ist auch eine Frage einer zeitgemäßen Leseransprache. Wir sind stolz, 2019 mit einem solchen Knaller starten zu können. Der Vertrieb ist bereits unterwegs und stellt den Kolleginnen und Kollegen im Buchhandel die neuen Ausgaben vor. Wir freuen uns riesig darauf, im nächsten Jahr alle 30 Fettnäpfchenführer neu aufzulegen. Und natürlich auch auf die zwölf bis fünfzehn Novitäten außerhalb der Reihe, die unser Programm 2019 komplettieren werden.

Das heurige Jahr war in puncto Novitäten ein Jahr der Pause. Wo wird es ab 2019 hingehen?

Walter: Dass wir alle Novitäten auf 2019 verschoben haben, ist der Tatsache geschuldet, dass wir zum Jahreswechsel unseren Vertrieb neu aufstellen werden und unseren Autoren die neu entstehende Kraft zur Verfügung stellen möchten. Damit endet für uns gleichzeitig eine Phase voller strategischer und kreativer Überlegungen für die Zukunft von CONBOOK.

Was ist bei diesen Überlegungen herausgekommen?

Walter: Genau in dieser Phase kam die Verlegerin von MairDumont, Frau Dr. Stephanie Mair-Huydts, auf mich zu. Wir verstanden einander inhaltlich und auch persönlich auf Anhieb. Sie schlug vor, CONBOOK in die MairDumont Vertriebs- und Auslieferungskooperation als sinnvolle thematische Erweiterung des Programmangebots einzubringen. Damit gab sie meinen strategischen Überlegungen einen wichtigen Dreh in eine neue Richtung. Wir machen eine gute Programm- und Vermarktungsarbeit – und nun haben wir auch für die vertrieblichen Herausforderungen der Zukunft den idealen Partner gefunden.

Wie schätzen Sie den Reisemarkt in Richtung Zukunft ein?

Walter: Ich sehe aktuell am meisten Potenzial in spannenden Reiseerzählungen talentierter Autoren und vertraue darauf, dass die Leser auch in Zukunft spannende Inhalte konsumieren möchten. Neben dem interkulturellen Sachbuch (auch: Fettnäpfchenführer) unser Fokus für die Zukunft.

Trotz der vielen Neuerungen ab 2019 – Ihre Empfehlungen für Weihnachten?

Walter: Mit Boarderlines, aber auch Boarderlines – Fuck You Happiness oder Ein Coffee to go in Togo. Ein Fahrrad, 26 Länder und jede Menge Kaffee gibt es sehr erfolgreiche, lieferbare Titel, die sich auch prima verschenken lassen ... Mir persönlich liegt das Buch Chinakinder –  Moderne Rebellen in einer alten Welt sehr am Herzen!

Danke für das Gespräch!

***

Das Gespräch führte Matthias Walter mit Ossi Hejlek, Herausgeber des Sortimenter-Briefes, Mitte des Jahres 2018.


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