Ein Coffee to go in Togo

Ein Fahrrad, 26 Länder und jede Menge Kaffee

Von Markus Weber


Reinlesen!

Februar 2018 (6. Auflage)

Premium-Broschur mit Einbandklappen, Farbtafel, 464 Seiten

ISBN: 978-3-95889-138-8

€ 12,95 [D] • € 13,40 [A] • SFr. 18,90* [CH]

Innocent Award 2017 - Best Book

Ein wahnwitziges Reiseabenteuer auf 14.037 Radkilometern

Markus Weber geht es prächtig. Er hat Freunde, ist gesund und arbeitet als Manager und Prokurist für eine der größten Beratungen weltweit. Eigentlich läuft alles perfekt. Doch irgendwann erscheint ihm sein Berufsalltag belanglos und sein Leben zwischen Meetings und Nächten in Fünf-Sterne-Hotels fremdbestimmt.

Als er auf einer morgendlichen Zugfahrt in die Frankfurter Finanzwelt seine Kollegen betrachtet, die vertieft auf ihre Laptops blickend an Kaffeebechern nippen, fasst er einen Entschluss: Er wird aussteigen aus dem Trott, den Anzug an den Nagel hängen und sich auf die Suche begeben. Er wird losziehen, um einen Kaffee zu trinken, in Afrika. Einen Coffee to go in Togo!

Es beginnt eine einjährige Reise durch 26 Länder, über eine Strecke von 14.037 Kilometern – und zwar mit dem Fahrrad! Er tauscht die Luxushotels gegen ein simples Zelt und muss sich fortan ganz ungekannten Herausforderungen stellen. Ob wilde Hunde in Rumänien, gestohlener Rollrasen in der Republik Moldau oder ein Grizzly in der Ukraine: seine geschäftliche Expertise hilft ihm auf seiner abenteuerlichen Tour wenig.

Doch so richtig verrückt wird sein Trip erst, als er den Fuß auf afrikanischen Boden setzt. Begleitet von afrikanischer Hitze und blutrünstigen Stechmücken radelt er über Nordafrikas höchstes Gebirge und staubige Sandpisten, fährt per Anhalter durch die Sahara, kämpft im Senegal mit der Malaria und wird in Gambia überfallen. Doch selbst ein Fluch in Elfenbeinküste oder die Attacke einer Schlange, ein lebensbedrohliches Buschfieber oder verrückte Grenzsoldaten können ihn nicht stoppen.

Am Ende seiner Reise steht die Antwort auf die Frage: Wie schmeckt überhaupt so ein Coffee to go in Togo?

Stimmen zum Buch

»Offen schildert der Autor auch Zweifel und Rückschläge – und macht so Mut, sich selbst auf unbekannte Pfade zu begeben. Inspirierend, nicht nur für Radfans.«

(dm-Magazin alverde)

»Kurzweilig, ungefiltert und schonungslos ehrlich.«

(Badische Zeitung)

»Eine fesselnde Lektüre und eine Liebeserklärung an Afrika.«

(Café Solo)

»Bis zur letzten Seite spannend und humorvoll geschildert.«

(ekz.bibliotheksservice)

»Lesenswert.«

(blog:subsahara-afrika)

»Eine köstliche Geschichte!«

(TrekkingBike)

Weitere Stimmen anzeigen

»Eine inspirierende und unterhaltsame Abenteuergeschichte.«

(DRAHTESEL - das österreichische Fahrradmagazin)

Leseprobe

Tanger, das Tor zu Afrika
Tanger-Med, Marokko, Dezember 2012 – 7.765 Kilometer

 

Als ich die dunkle Hand auf meiner Schulter spürte, war ich beinahe angekommen. Ich hatte mein Rad an die Mauer der betonierten Uferpromenade gelehnt und gerade meinen letzten Schluck Wasser getrunken.

Eine ganze Weile hatte ich das schwarze, unruhige Meer betrachtet und dem lauten Tosen der Wellen gelauscht. In der Dunkelheit hatte ich kaum zehn Meter weit sehen können und der heimische europäische Kontinent war in der Finsternis vollkommen verschluckt worden. Ich hatte die Augen geschlossen, und das Rauschen der Wellen, das monotone Dröhnen der vorbeifahrenden Autos waren mir durch den Kopf geströmt. Ich hatte tief eingeatmet, um die fremde Großstadt mit allen Sinnen wahrzunehmen.

Und dann plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter und drehte mich ruckartig um. Ich blickte in das schnauzbärtige Gesicht eines arabischen jungen Mannes.

»Hello, Mister, are you looking for a tourist hotel? I can show you a hotel. Very nice, very good price!«

Verdutzt wimmelte ich den jungen Mann ab. Der Schrecken über den unangekündigten Überfall und die plumpe Anmache saß mir in den Knochen. Ich stieg wieder auf mein Fahrrad und radelte ins Zentrum der großen Stadt.

Die Straßen wurden enger, die Gassen geschäftiger. Im Stadtkern angelangt stieg ich vom Rad und schob das schwere Gefährt durch die engen Gassen. Nach wenigen Minuten hatte ich bereits die Orientierung verloren und mich vollkommen verlaufen. Als das Gewirr an Straßen noch verzweigter und die Gassen noch enger wurden, sah ich mich um und blickte erneut in das mandelbraune Gesicht eines jungen Marokkaners, der mich auf Französisch ansprach.

»Bonsoir, Messieur, bienvenue à Maroc! J’ai deja trouvé votr’ hotel!«.

Genervt knurrte ich »non, merci« und »go away« in meinen buschigen Schnauzbart und schob mein Fahrrad weiter voran. Der Araber folgte mir wie ein braves Schoßhündchen auf Schritt und Tritt. Immer tiefer lief ich in das pulsierende Herz der großen Hafenstadt und stieß auf einmal auf einen belebten Platz mit Buden, Restaurants und Teestuben. Grauer Dampf stieg über den Marktständen empor und verbreitete den Geruch von Ölen und Gewürzen. Vor meiner Nase drängten sich drei Männer in dunklen wollenen Tunikas vorbei, weiter hinten hörte ich hektische Yallah-Yallah-Rufe, als ein Araber mehrere, mit schweren Kisten beladene Kinder vor sich hertrieb, und vom Café nebenan stieg mir der Geruch von Marihuana in die Nase.

Überall pulsierte es, überall herrschte hektisches Treiben und es klang und roch nach Afrika und Arabien. In diesem Moment spürte ich, dass ich angekommen war. Ich hatte Tanger betreten, ich hatte das Tor zu Afrika durchschritten. Nun sollte es losgehen, mein Abenteuer auf dem Schwarzen Kontinent.

 

Ali Baba und die 40 Räuber
Tanger, Marokko, Dezember 2012 – 7.820 Kilometer

 

Tanger ist mir auf meiner Reise bisher auf ganz unterschiedliche Weise beschrieben worden. Ein Franzose, den ich in Valencia getroffen habe, war fasziniert von dem mystischen, zauberhaften Flair der Stadt, ein Spanier in Málaga wiederum überfordert von all den anstrengenden Menschen, dem Getöse, dem Schmutz und der Hektik in den Straßen. Mein Eindruck nach meinen ersten Tagen in Marokko ist eine Mischung aus beidem: Tanger, das Eintrittstor zu Afrika, es ist mysteriös und lärmend, bezaubernd und schmutzig, schön und hässlich zugleich.

Die Stadt zeigte sich mir als eine Mischung aus 3.000-jähriger Geschichte und Moderne, aus Afrika und Frankreich, Europa und Orient. Während die vielen jungen Marokkaner in Jogginganzug und Baseballcaps durch die Straßen zogen, saßen die Alten in ihren traditionellen Tuniken, den Dschellabas, in den Cafés und schlürften Tee. Die jungen Mädchen trugen traditionsbewusst Kopftuch und dazu farblich passende Leggins unter viel zu knappen Jeansröcken, und die Frauen in altertümlichen Gewändern hockten am Straßenrand und verkauften Knoblauch, Kartoffeln und nie gesehenes Grünzeug.

Tanger zeigte sich mir als Stadt der Gegensätze. In dem uralten Gassengewirr der Altstadt lagen die Geschäfte der Teppichknüpfer, Goldschmiede und Kesselflicker, dazwischen drängten sich alte Mütterchen, Eselkarren und Straßenhändler, die Nüsse, Backwaren oder einzelne Zigaretten verkauften. Kurz hinter der Medina grenzten die modernen Stadtviertel an, in denen die polierten Schaufenster voll von Smartphones, Flachbildschirmen und Digitalkameras glitzerten. Unter den wachsamen Augen von König Mohamed VI., dessen Abbild in jedem gut sortierten Geschäft hinter dem Tresen thronte, konnte man problemlos mit Euro bezahlen und auch das plastique fantastique, wie die Kreditkarten hier genannt wurden, wurde überall akzeptiert.

An meinem ersten Morgen in Tanger machte ich mich nach einem ausgedehnten Hotelfrühstück zu einem gemütlichen Stadtbummel auf. Keine Minute nachdem ich die Treppe meines Hotels hinuntergeschlendert war, wurde ich auch schon umringt von zahlreichen Schleppern, die mir in den unterschiedlichsten Sprachen die unterschiedlichsten Dinge und Dienstleistungen andrehen wollten. »Hey, Ali Baba! Alles klar, Mann?«, riefen sie mir hinterher. »Willkommen in Marokko, mein Freund! Wie wär’s mit einem marokkanischen Joint?« Oder: »Ali Baba, hey, you have great beard! Can I show you my beautiful city?«

Ali Baba, mein neuer Spitzname, brachte mich zum Schmunzeln und ich unterhielt mich ein wenig mit den jungen Männern über meine Reise, Marokko und die deutsche Bundesliga. Irgendwann machte ich den jungen Männern dann aber verständlich, dass ich kein Interesse an Stadtführungen oder Teppichen hatte, und sie gaben sich geschlagen und wandten sich der nächsten Touristengruppe zu, die leicht erkennbar an ihren Spiegelreflexkameras, dicken Lonely Planets und Trekkinghosen um die Ecke bog.

Ich schlenderte weiter in Richtung Altstadt. Wie jede größere marokkanische Stadt besaß Tanger einen historischen Stadtteil, die sogenannte Medina, deren unzählige verwinkelte Gassen tief verborgen im Innern von alten hohen Stadtmauern lagen. Im Gassenlabyrinth der Medina herrschte reges Treiben und die Menschen strömten in die winzigen Geschäfte, Buden und Handwerksbetriebe. Trotz der Hektik hinterließ die Medina einen majestätischen Eindruck: schneeweiße Wände, dunkelgrün gestrichene Tore und kobaltblaue Ziegel glänzten im Licht der afrikanischen Sonne. Besonders das olivdunkle Grün war in Tanger verbreitet und nicht nur die Dachziegel und das Eingangstor der Großen Moschee, sondern auch die Türen zahlreicher Häuser, Verkaufsstände und Fassaden waren in dunkelgrüner oder türkisener Farbe gestrichen. Grün repräsentierte die Farbe des Glaubens im Islam, erklärte mir etwas später ein junger Mann im Gedränge.

Auf meinem Streifzug durch die Medina versuchte ich gar nicht erst das Gassengewirr zu verstehen und wusste nach einer Weile nicht mehr annähernd, wo ich mich befand. Händler und Männer in dicken Dschellabas drängten sich in den engen Straßen an mir vorbei, bewunderten meinen strubbeligen Bart und grüßten freundlich.

Als ich mich hoffnungslos verlaufen hatte, machte ich es mir in einem Café gemütlich und bestellte Thé à la menthe wie die vielen Einheimischen um mich herum. Der frische Minztee wurde in einem hohen Glas serviert und selbst als erfahrener Zuckerjunkie musste ich mich an den stechend süßen Geschmack des völlig überzuckerten Tees erst gewöhnen.

Mit dem heißen Tee vor meiner Nase und der Sonne des Nachmittags im Nacken lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück. Am Tisch gegenüber hockten zwei marokkanische Jugendliche, vermutlich gerade volljährig geworden. Ihre frisch gestylten Haare glänzten vom dick aufgetragenen Haargel und in ihren Lederjacken und Adidas-Turnschuhen wollten sie bestimmt den arabischen Mädchen imponieren. Zu ihrem Pfefferminztee teilten sie eine krumme Zigarette, deren blaue Rauchschwaden verdächtig nach Marihuana rochen. Die beiden bemerkten nicht, dass ich sie beobachtete, da sie sich konzentriert über eine Partie Mensch ärgere Dich nicht auf ihrem Tisch beugten. Zwei ältere Männer standen hinter den Jungen, beobachteten und kommentierten das Geschehen auf dem Spielbrett.

Für mich gab die Szenerie ein vollkommen verrücktes Bild ab. Was würde man zu Hause in Deutschland sagen, wenn die halbstarke Dorfjugend auf dem Schützenfest bei acht Halben über Mensch ärgere Dich nicht sitzen würde?

Ich wandte mich wieder meinem Glas zu, trank einen Schluck von dem gezuckerten Tee und blickte zur anderen Seite. Ein glatzköpfiger Alter, in eine braune Dschellaba gehüllt, die wie ein Kartoffelsack aussah, prostete mit seinem Teeglas zu mir herüber. Dann hinkte er an meinen Tisch.

»Thé, c’est le Whiskey marocain«, erklärte er feierlich und lachte laut aus einem zahnlosen Mund. Unaufgefordert setzte er sich zu mir und führte weiter aus, dass ein echter Moslem keinen Alkohol trinke, dafür aber den köstlichen Tee genieße. Und während er seinen belehrenden Monolog fortsetzte, strömte mir der süße Haschischgeruch vom Tisch der Halbstarken in meine Nase. So hatte eben jede Gesellschaft und Religion ihre Laster, dachte ich.

Als ich abends zurück ins Hotel ging, lief ich im Vielle Novelle, dem ehemals französisch-spanischen Kolonialviertel, an herrlichen Prachtbauten der 50er-Jahre vorbei. Kurz darauf erreichte ich eine Parkanlage, auf der grüne Rasenflächen und hübsche Büsche und Zierpalmen akkurat gepflanzt waren. Auf den Bänken schliefen verwahrloste Männer, dick eingepackt in schmutzige Lumpen, ihre wenigen Besitztümer neben ihren Köpfen liegend. An einer niedrigen Mauer hockten zwei Jungs und beobachteten das Treiben auf der turbulenten Hauptstraße. Erst im Weggehen bemerkte ich die weiße Plastiktüte, die sie sich abwechselnd an den Mund führten.

Tanger war eben nicht nur historische und zauberhafte Hafenstadt, sondern eine ganz normale Metropole mit den ganz normalen Problemen einer Großstadt.

Ich bog in die mir vertraute Avenue Chourafa kurz vor meinem Hotel und wurde erneut umringt von den vielen geschäftstüchtigen Marokkanern, die mich wieder zu allen möglichen Unsittlichkeiten überreden wollten.

»Ali Baba, lange nicht gesehen, wie war dein Tag in Tanger? Willst du heute Alkohol trinken?«

»Ey, Ali Baba, what about some girls today?«

»Ali Baba, wanna smoke kif? I make a very good price for you!«

Und während ich umringt von meiner kleinen Banditenbande in Richtung Hotel schlenderte, dachte ich, irgendwie passte der Name: Ali Baba und die 40 Räuber!

 

***

 

- Ende der Leseprobe -

Weitere Infos zum Buch

Markus Maria Weber beim Ravensburger Radio 7

Unser »Ein Coffee to go in Togo«-Autor Markus Maria Weber im Gespräch auf Radio 7 über sein wahnwitziges (Rad-)Reiseabenteuer und seinen Reisebericht in Buchform.

Autor
Markus Weber

Markus Maria Weber, geboren 1981 in Freiburg im Breisgau, hat sieben Jahre für eine der weltweit größten Unternehmensberatungen gearbeitet. Nach zu vielen Nächten in fremden Bürotürmen und Hotelbetten nahm der damals 31-jährige Manager eine Auszeit und fuhr mit dem Fahrrad nach Togo, um einen Kaffee zu trinken.

Das Manuskript zu seinem Erstlingswerk ist auf seinen Geschäftsreisen, in den Lounges der Deutschen Bahn, in Flugzeugen und bei unzähligen Bechern Coffee to go entstanden.

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